Schwarzer Feminismus

Mathilde Monnier und La Ribot bei ImPulsTanz


Helmut Ploebst

Wien – Eine schwarze Burleske zeigen die französische Choreografin Mathlide Monnier und ihre aus Spanien stammende und heute in Genf lebende Kollegin La Ribot bei ImPulsTanz im Akademietheater : gustavia. In der Doppelfigur mit diesem Namen arbeiten sich die beiden Künstlerinnen an dem Thema Weiblichkeit und Komik ab. Mit schwarzen Vorhängen wurde eine Black Box so in den Bühnenraum eingehängt, dass die rohen Feuermauern dahinter noch erkennbarbleiben. Auch auf dem Boden ist schwarzer Stoff drapiert, und die beiden reifen Darstellerinnen treten in sexy schwarzen Bodys auf. Dazu passend gerät der Humor, dessen sich die beiden bedienen, reichlich schwarz.

Bitter und deftig

Nach einem satirischen Tränenduett sagt La Ribot zu Beginn : « Sobald diese Tränen vergossen werden, wird alles Weibliche in mir verschwunden sein. » Wenig später heiBt es aber schon : « Stirb, und ich komme wieder ! » Die Weiblichkeit bleibt, und zwar ironisch, bitter und deftig. Sowohl Monnier als auch La Ribot stehen seit mehr als zwei Jahrzehnten auf der Bünne. Sie kennen alle Eigenschaften der darstellenden Kunst, sind sich über jedes Detail, das sie hier in ihr erstes gemeinsames Stück einflieBen lassen, bewusst.
Detailreich wirkt gustavia, mit all seinen Zitaten aus Tanz. Film und Theater, allemal – was grotesk und lächerlich, gewalttätig oder harmlos erscheint, ist stets von einem klaren Standpunkt und mit einer starken Haltung gezeielt eingesetzt. Im Theater oder Kino wird das Tragische schnell lachhaft, sobald bestimmte Kodes eingesetzt werden. Die populärsten Komiker sind bekanntermaBen männlich, Buster Keaton, Charlie Chaplin oder Jacques Tati. Sie verweisen auf eine Männergesellschaft, die an ihren eigenen Unzulänglichtkeiten herumtherapiert. Monnier und La Ribot zitieren das männlich Komische vor ihr Publikum, machen es brüchig und verzerren es.
In dieser Deformation stellen sie die groBe Frage nach der Position des Weiblichen in unserer Gesellschaft ohne Eigenschaften – keinen Moment lang pathetisch, aber eben mit der ins Burleske gezogenen Performance von Pathos. Am Ende stegen die Gustavien auf Barhockern und tragen eine Liste von Sätzen vor, die das Weibliche in seinen unaussprechlichsten Facetten beleuchten. Zuschreibungen voll realisticher Absurdität, Rauheit, Klarheit und Abgeklärtheit runden eine Performance ab, die gegen das Frauenstereotyp als Hochglanz-verpacktes Produkt des werblichen Geschäfts mit der Liebe gerichtet ist. Dieses feministische Stück predigt nicht, sondern weist auf die  Kraft des Weiblichen allgemein hin.
Noch zu sehen am Freitag 18 . 7